Beton als Kulturbaustoff der Nachkriegszeit – und jedem Anfang wohnt ein Leuchtturm inne

Das Beschäftigungsfeld der Betonisten liegt mit der Nachkriegszeit in einer Epoche, in der, der für uns namensgebende Baustoff, eine wichtige, wenn nicht sogar essenzielle Rolle spielt. Doch seit wann gibt es eigentlich Beton als Baustoff und für welche Anwendung wurde dieser entwickelt? In einer kleinen Reihe stellen wir euch Anekdoten aus der Geschichte des Betons vor.

Der heutige Beton hat seinen Ursprung im Bau eines Leuchtturms an der Küste von Cornwall. Bei einem Brand 1755 wurde der Leuchtturm in Eddystone zerstört. John Smeaton wurde mit der Errichtung eines neuen Leuchtturms beauftragt.

George Romney (1734-1802): John Smeaton, 1779, National Portrait Gallery, London.
George Romney (1734-1802): John Smeaton, 1779.

Dabei ging er der Frage nach, aus welchem Kalkstein der beste Mörtel für den Bau eines Leuchtturms, der Wind und Wasser ausgesetzt ist, hergestellt werden kann. Seine intensive Grundlagenforschung begann er in Architektur- und Ingenieursliteratur, wie Vitruvs „Zehn Bücher der Architektur“ (ab 33 v. Chr.) und ähnlichen. Smeaton hinterfragte die dort beschriebenen Herstellungsverfahren und Methoden und führte Versuchsreihen durch, was in der damaligen Zeit unüblich war. Seine Forschungsergebnisse widerlegten allerdings die Grundsätze der alten Quellen, nach denen ein weicher Kalkstein einen schwachen und ein harter Kalkstein einen starken Mörtel als Bestandteil des Betons ergibt. Der Versuch, den Smeaton durchführte, bestand darin, dass er einen Kreidestein und einen Marmor aus Plymouth (welcher zum Abbau gesprengt werden musste) zu Mörtel verarbeitete. Der aus dem Marmor hergestellte Mörtel war nicht besser als der Mörtel aus weicher Kreide. Daraus schloss Smeaton, dass die Härte des Mörtels nichts mit der Härte des Ausgangsmaterials zu tun hat. Smeaton untersuchte daraufhin weitere Kalksteine in England, um ein geeignetes Baumaterial für den Leuchtturm zu finden. Dabei entdeckte er, dass die hydraulischen Eigenschaften, also die Beständigkeit auf einen bestimmten Anteil an Ton im Kalk zurückzuführen ist.

Für den Bau des Leuchtturms kam seine Entdeckung allerdings zu spät. Trotz der umfangreichen Forschungsbemühungen wurde für den Bau des Leuchtturms dann doch eine bewährte Mischung aus einem englischen Kalkstein und Puzzolanerde aus Italien verwendet.

Jedoch war seine Entdeckung der besonderen Bedeutung des Tonanteils im Kalkstein für die Festigkeit des Mörtels eine Entscheidende auf dem Weg zum Beton, wie wir ihn heute kennen. Um die weiteren Entdeckungen, die unseren heutigen Beton auszeichnen soll es in den nächsten Beiträgen dieser Reihe gehen.

Literatur:
Die Geschichte der Bauingenieurkunst. Ein Überblick von der Antike bis in die Neuzeit, hg. v. Hans Straub, Basel, Boston, Berlin 1992.
Vom Caementum zum Zement, hg. v. Gustav Hägermann, Günter Huberti, Hans Möll, Bd. 1, Wiesbaden 1964.

von Philipp Grillich