Die Betonisten zu Gast in der SWR Landesschau Rheinland-Pfalz

Am 16. August 2023 waren Jenny und Robinson live zu Gast in der Landesschau Rheinland-Pfalz. Der SWR hatte uns eingeladen, um mehr über DIE BETONISTEN und unsere Arbeit zu erfahren. Im Gespräch mit Moderator Holger Wienpahl sprachen wir über unsere Anfänge, darüber was uns an der Nachkriegsarchitektur begeistert und was uns antreibt.

Alles begann mit dem Mainzer Rathaus, welches schon in seinen Anfangstagen polarisierte. Das ist auch in dem Einspieler zu Beginn des Beitrags zu sehen, welcher die Eröffnung des Rathauses zeigt und erste Einblicke in die Architektur des Baus von Arne Jacobsen und Otto Weitling gewährt. Auch verschiedene Bürger:innen werden gefragt, wie sie ihr neues Rathaus finden und die Meinungen sind gemischt. Dass sich diese Uneinigkeit über die Qualitäten des Rathauses in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt auch heute noch nicht verflüchtigt hat, zeigte sich in der Diskussion um einen Bürgerentscheid über Abriss oder Sanierung des Baus. Diese bezeichnen wir oft als Initialzündung für die Gründung unserer Initiative, die sich damals noch Die Freunde des Mainzer Rathauses nannte.

„Was gefällt Ihnen an diesem Bau?“ – „Begeistern Sie mich mal für das Mainzer Rathaus!“, fordert Wienpahl. Die Vorzüge des Rathauses, wie seine Anlehnung an die mittelalterliche Altstadt von Mainz oder die sorgfältige Auswahl der Materialien, des norwegischen Marmors und der Sonnenschutzgitter aus Aluminium, erkennt auch der Sprecher in dem Imagefilm zur Rathauseröffnung in den 1970er Jahren. Jenny ergänzt, wie raffiniert das architektonische Konzept Arne Jacobsens wirklich gewesen ist. Mit der Berufung auf die geometrischen Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis, verweist er auf die Grundpfeiler der Demokratie. Das Rathaus ist ein repräsentativer Bau und ein mutiges Zeichen für eine starke moderne und demokratische Gesellschaft – eine „Festung für die Demokratischen Werte“, wie Jenny sagt.

„Sie wollen die Menschen begeistern für die Nachkriegsarchitektur der Stadt“, stellt Wienpahl Jenny und Robinson dem Fernsehpublikum vor, und hinterfragt direkt: „Ist das noch viel Überzeugungsarbeit, die Sie leisten müssen?“. Natürlich ringen wir um den schweren Stand, den die Nachkriegsmoderne nach wie vor in der öffentlichen Wahrnehmung hat. Wie Jenny aber ganz richtig erklärt, ist ein deutlicher Imagewechsel unserer geliebten Betonmonster und ihrer Artgenossen, besonders in den sozialen Medien, festzustellen. Wir sind also nicht allein!

Manchmal sind es aber auch ganz persönliche Erinnerungen, die man mit Bauten der Nachkriegsmoderne in Verbindung bringt. Jenny erzählt davon, wie sie am Mainzer Rathaus das Fahrradfahren erlernte und nennt dies als Schlüsselerlebnis für ihre enge emotionale Bindung an diesen Ort in der Stadt. Auch Robinson ist in seinem Alltag eng mit der Nachkriegsmoderne verbandelt. Er wohnt nämlich seit fast sechs Jahren in einem Hochhaus aus den 70ern und möchte dies auf keinen Fall missen. Dieses alltägliche „Umgebensein“ von Nachkriegsarchitektur meint Robinson als Grund erkannt zu haben, weshalb genau diese Bauepoche Teil seiner Identität auch der vieler anderer Menschen ist. Wir wohnen in nachkriegsmodernen Hochhäusern, arbeiten in Bürogebäuden der 60er und gehen in Einkaufszentren der 70er shoppen – eine stärkere Verbindung zu seiner baukulturellen Zeitschicht, ist schwer vorstellbar.

© Thomas Bartsch

Trotz des Alltäglichen, das diese Art der Architektur in sich trägt, betont Robinson die Besonderheiten der Nachkriegsmoderne. Die innovativen Antworten auf die drängenden Fragen der Zeit des Wiederaufbaus, wie die massive Wohnungsnot in den kriegszerstörten Städten, fasziniert ihn. Ein Beispiel für das schnelle und effektive Schaffen von viel Wohnraum in kurzer Zeit und auf wenig Fläche ist die Siedlung in der Elsa-Brändström-Straße in Mainz-Gonsenheim. Durch zahlreiche Projekte, die wir im laufenden Jahr gemeinsam mit dem Gonsenheimer Stadtteiltreff umgesetzt haben, ist uns auch diese Wohnsiedlung mehr und mehr ans Herz gewachsen.

Wir freuen uns sehr, dass der SWR uns mit dem Auftritt in seiner Landesschau so viel Aufmerksamkeit geschenkt hat und hoffen, dass wir wieder ein paar mehr Menschen mit unseren Anliegen erreichen konnten.